Die Kraft der Nacht
nach einem langen, warmen Sommer, voll von Sonne und Trockenheit, ist es nun plötzlich Herbst geworden. Die Tage sind schon spürbar kürzer geworden und die dunkle Zeit ist dabei sich auszubreiten.
Nachdem die Herbsttag und Nachtgleiche vorbei ist, sind wir nun unausweichlich auf dem Weg in Richtung so genannte dunkle Zeit, mit immer weniger Tageslicht und länger werdenden Nächten. In unseren Breiten hat die Kraft der Nacht keinen guten Ruf und auch nicht so viel Chance wirklich zur Geltung zu kommen. Die Nacht wird überall dort, wo Menschen wohnen von künstlichem Licht erhellt und das hat durchaus seine segensreichen Seiten. Doch nimmt es uns auch Einiges, was wir eben nicht einfach mal irgendwo kaufen können. Nämlich die speziellen Qualitäten der Nacht, wie beispielsweise, den wohltuenden, beruhigenden Aspekt der Dunkelheit *.
Doch es gibt noch weitere sinnvolle Eigenschaften der Dunkelheit die wir vergessen haben…Vor allem in der Stadt ignorieren wir Menschen, seit dem die Elektrizität Einzug erhalten hat, überwiegend die Nacht und ihre Dunkelheit. Wir haben uns eingerichtet mit reichlich künstlichem Licht, können also so lange wir wollen am Abend noch aktiv sein, genauso wie auch schon am frühen Morgen. Ist das aber wirklich nur ein Segen, im Winter genau wie im Sommer auf Höchstleistung zu bestehen und den natürlichen Rhythmus des Lichts auf unserem Planeten zu ignorieren?
Was bringt uns nun die dunkle Zeit, die Zeit der langen Nächte und der kurzen Tage, diese Zeit in der das Tageslicht extrem reduziert ist und wir mehr als genug Nachtstunden erleben könnten?
Beim tieferen Reinspüren in den Sinn der langen Nächte der kalten Jahreszeit, zeigte sich mir dass auch sie ein Segen sind und uns etwas schenken möchten. Ich hab mich wieder erinnert an eine Zeit, in der ich viel draußen war, also Tag und Nacht gleichermaßen draußen verbrachte. Es ist schon viele Jahre her, ich wohnte damals noch auf dem Land in einer kargen und relativ wenig besiedelten Landschaft. Nach einem einschneidenden Erlebnis mit Pflanzen und Tieren des Waldes, kam in mir eine brennende Sehnsucht auf, der Natur noch viel näher zu sein, um mich ganz tief in sie hinein zu versenken. So entschied ich den Sommer ganz draußen zu verbringen. In dieser Zeit tauchte ich tiefer ein in die Natur als je und hier habe ich die Qualität der Nacht in aller Deutlichkeit wahrgenommen. Alleine und ohne Zelt in einem einsamen Wald oder auf freiem Feld unter dem weiten Sternenhimmel, konnte ich zum ersten Mal sehr bewusst die einhüllende, schützende Eigenschaft der Dunkelheit erleben. Da gibt es ein Moment zwischen Schlafen und Wach sein, in dem die Spannung des Tages abfällt und man alles loslässt um sich ganz dem Schlaf hinzugeben. In der Natur habe ich diesen Moment sehr bewusst wahrgenommen, es war jedesmal auf's Neue eine Entscheidung: vertraue ich mich der Erde, der Natur, diesem Ort an? Werden sie mich beschützen bis ich wieder aufwache? Und es war jedesmal auch die Nacht selbst, die mich zudeckte und einhüllte mit ihrer Dunkelheit. Ein unvergleichliches Gefühl beim Einschlafen und auch beim Aufwachen! Es war jedesmal wie ein gemeinschaftliches Geschenk der vielen Dimensionen: die Erde die mich trägt, die Pflanzen die mich bewachen, so wie auch der Hüter des Ortes der mich aufgenommen hat, die Tiere die mich annehmen und ihr Reich mit mir teilen, die vielen mir wohlgesonnenen Geistwesen, die mich beschützten. Doch was ich als besonders und einzigartig empfand war, dieses mich eingehüllt und zugedeckt fühlen von einem schwarzen Nachthimmel.
Auch in diesem Sommer verbrachte ich manche Nacht wieder unter freiem Himmel. Ja, in Hamburg fühlt sich die Nacht unruhiger an; nicht immer ist es mir gelungen ganz loszulassen. Und doch wurde ich wieder an das Geschenk der Dunkelheit erinnert. Trotz aller Lichter und Laternen, trotz der Geschäftigkeit des Hafens und der vorbei brummenden Schiffe, bleibt spürbar: die Magie der Nacht. Es ist so als würde alles in einen schwarz-samtigen Mantel gehüllt. Wie eine weiche, kosmische Decke die sich auf die Erde legt und alles in ein anderes „Licht“ taucht. Ja, es gibt es tatsächlich: das Licht der Dunkelheit. Es klingt zunächst paradox, doch auch die Dunkelheit ist voller Licht, so wie schwarz alle Farben enthält weil es sie aufnimmt, so nimmt die Dunkelheit alles Licht in sich auf und füttert uns damit während wir schlafen. Deswegen ist ein Schlaf unterm freien Himmel so „nahrhaft“. Doch auch in einem dunklen Raum zu schlafen hat heilsame Kräfte, nicht nur weil wir tiefer entspannen und abschalten als im Hellen sondern auch weil wir die Kraft der Dunkelheit in uns aufnehmen.
Doch noch ne weitere Eigenschaft bringt die Dunkelheit in der Nacht mit sich:
Schon während der Dämmerung liegt die Veränderung in der Luft. Die Augen können weniger sehen und wir schalten automatisch um auf unsere anderen Sinne. Die Ohren beginnen differenzierter zu hören und unser Gefühl für Stimmigkeit wird angeregt. Unsere Wahrnehmung verfeinert sich und dann wenn es dunkel geworden ist, spüren wir, ohne viel zu sehen ob es gut ist wo wir sind, oder eher nicht.
In der Nacht verändert alles sein Gesicht: was am Tage bunt leuchtet, wird schwarz und unscheinbar. Das grelle Licht „unserer“ Sonne verschwindet und macht die Bühne frei, für Millionen und Abermillionen anderer Sonnen, die Sterne! Sie sind letztlich nichts anderes als Sonnen die unendlich weit weg sind. Oder andersrum unsere Sonne ist ein Stern der relativ nah dran ist an unserem Planeten!
Die Dunkelheit hüllt uns ein und gleichzeitig funkeln uns diese unendliche vielen „Sternen- Sonnen“ ihr Licht zu. Das tun sie natürlich auch am Tag, doch dann können wir sie nicht sehen.
Was in der Nacht geschieht ist also auch eine Verschiebung der Sichtbarkeit. Das was am Tag nicht zu sehen ist, wird hervorgehoben und anders rum, das was am Tag unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, ist auf einmal unscheinbar und wie verschluckt von der Dunkelheit. Auch das ist eine Qualität der Nacht die ich euch gern näher bringen möchte. Wir sind im Alltag meist sehr beschäftigt mit dem was an der Oberfläche sichtbar ist. Einmal unsere Sichtweise verschieben, eine andere Perspektive einnehmen, das sehen was sich in der Tiefe verbirgt, sind alles Möglichkeiten unseren Horizont und damit auch unser Sein zu erweitern.
Im Klangteppich am 11. Oktober, möchte ich euch mit den reinen, ursprünglichen Qualitäten der Nacht bekannt machen. Dazu werde ich die Kraft eines nachtschwarzen Sternenhimmels einladen. Genau diese Qualität und den Segen den so ein nachtschwarzer Sternenhimmel auf die Erde bringt. Etwas was die meisten Menschen heute kaum mehr erleben.
In einem geschütztem Rahmen kannst du tief eintauchen in den Zauber der natürlichen Nachtenergie. Du kannst die besondere Ruhe der Nacht aufnehmen und darin baden. In der Großstadt wird diese ständig von Licht und Lärm übertönt. Dennoch ist sie nicht weg, es gibt sie weiterhin und sie steht uns zur Verfügung, wenn wir uns dafür öffnen.
Ein nicht unerheblicher Aspekt der uns die Nacht verleidet hat, ist die Besetzung der Dunkelheit und der Nacht mit Angst. Insbesondere Frauen wird früh beigebracht, dass die Nacht gefährlich sei, sie diese meiden sollen und sich nachts nicht draussen alleine aufhalten sollen. Dabei ist es eher so dass gerade dort wo keine Menschen sind auch keine Gefahren lauern. Es gibt kaum mehr gefährliche Tiere in Deutschland. Selbst Kreuzotter oder Wildschwein greifen nur an wenn sie sich bedroht fühlen. Insofern lauern wahrscheinlich mehr Gefahren in einem belebten Großstadtviertel als in einem einsamen Wald.
Auch Fantasyfilme oder andere Horrorgeschichten können Angst in uns speichern, die uns dann im Moment der Dunkelheit, Gefahr vorgaukelt wo gar keine ist. In manchen Fällen kommt es tatsächlich vor dass ein Ort noch mit Ereignissen der Vergangenheit belastet ist und man diese Bilder und Energien dann Nachts auf Grund der oben beschriebenen Verschiebung wahrnimmt. Das sind jedoch alles künstlich erzeugte Gefahren, die nichts mit der natürlichen Kraft der Nacht zu tun haben.
Die Nacht ist weiblich
Die pure, natürliche Nachtenergie ist eine yinbetonte Kraft, eine weibliche Kraft, also etwas was Frauen besonders gut gebrauchen können. Doch auch etwas was alle Menschen brauchen, gerade jetzt und hier wo das Gleichgewicht aus den Fugen geraten ist und sich die Schäden durch den langen Yangüberschuss schon deutlich zeigen.
Die Dunkelheit einer mondlosen Nacht bringt uns in eine tiefe innere Ruhe, in eine Qualität von Sein!
Diese Qualität scheint in einer von Schnelligkeit geprägten Welt nicht gut anzukommen, dennoch brauchen wir sie mehr denn je, wenn wir an Ganzheit und Heilung für uns selbst und für die Erde wirklich interessiert sind.
* Da die Begriffe Dunkelheit und dunkle Kräfte häufig verwendet werden, um damit jene Kräfte zu beschreiben die von Wesen verzerrter, zersplitterter Wirklichkeiten eingesetzt werden um ihre Macht auszuspielen, ist mir an dieser Stelle wichtig zu betonen dass ich mit dem Begriff Dunkelheit ausschließlich die Art von Dunkelheit meine, die natürlicherweise vorkommt, und hier auf der Erde durch die Umdrehung des Planeten um sich selbst.
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